wir haben ein wegweisendes Jahrzehnt vor uns: Die Klimakrise schreitet voran, die Folgen für Mensch und Umwelt sind auch in Boizenburg bereits spürbar. Diese bevorstehenden Veränderungen können wir aber auch nach unseren Vorstellungen angehen. Dafür ist ein gemeinsames und mutiges Handeln und Gestalten auf allen Ebenen der Politik, Verwaltung und von den Bürgerinnen und Bürgern Boizenburgs gefordert. Darum laden wir Sie herzlich zur Teilnahme und Unterstützung ein.
Hier setzt das Leitprojekt „Biosphäre.regional-nachhaltig“, kurz Bio.re-na, der Metropolregion Hamburg an. Es werden Wege gesucht, den Menschen vor Ort Perspektiven für ein gutes Leben zu geben, ohne die Vielfalt von Natur und Landschaft zu zerstören. Neue Anreize sollen dazu beitragen, dass von der Lage in einem UNESCO-Biosphärenreservat profitiert und eine Vorbildfunktion entwickelt werden kann. Weitere Informationen zum Projekt erhalten Sie bei der Metropolregion Hamburg.
In Kooperation mit dem Bio.re-na Teilprojekt „Nachhaltige Kommunalentwicklung“, den Studierenden der Nachhaltigkeitswissenschaften der Leuphana Universität Lüneburg und der Stadt Boizenburg/Elbe wird im Zeitraum von Juli 2022 bis März 2023 für die gesamte Stadt ein Nachhaltigkeitsbericht entwickelt. Dieser Bericht zielt darauf ab, die wichtigsten Chancen und Herausforderungen aufzuzeigen sowie laufende stadtweite Aktivitäten herauszustellen. Ein Nachhaltigkeitsbericht kann dabei helfen, Veränderungen in Richtung eines lebenswerten Boizenburgs zu verfolgen, ist eine Entscheidungsgrundlage und informiert Sie, was in Boizenburg passiert.
Zu einer nachhaltigen Entwicklung zählen auch die Bemühungen rund um das Thema Klimawandel, in dem die Stadt Boizenburg/Elbe sich seit 2019 über PLATZ-B aktiv engagiert. Inzwischen ist mit Luise Lukow (Klimaschutz) und Dr. Beatrice John (Klimaanpassung) das Thema sehr gut aufgestellt und interessierte Bürger*innen finden hier verschiedenste Möglichkeiten, sich einzubringen. Auch das studentische Vorhaben wird aus dem Klimabüro begleitet. „Wir freuen uns hier einen Prozess und ein Ergebnis, das Politik, Verwaltung und Bürger*innen mit ihrem lokalen Wissen von Anfang an einbezieht und alle mitnehmen möchte.“
Das Projekt kommt darum auch gleich mit einer Einladung an Sie alle: Teilen Sie Ihr Wissen, Ihre Wünsche und Ideen und füllen Sie den Fragebogen aus. Er dient als Grundlage und erster Arbeitsschritt in dem studentischen Projekt und gibt Ihnen eine ganz einfache Möglichkeit, sich aktiv einzubringen und die Stadt mitzugestalten.
Rico Reichelt, Bürgermeister, unterstreicht dies nochmal: „Als Gesellschaft, insbesondere aber als gewählte Vertreter*innen ist es unsere Aufgabe, sich der bereits jetzt stattfindenden Klimakrise zu stellen. Das erfordert ein Umdenken unseres Handelns. Von jeder Einzelnen, aber insbesondere von uns als Stadtgemeinschaft. Wir haben die Mittel und Fähigkeiten, gemeinsam Antworten auf die Herausforderungen zu finden. Lassen Sie uns dazu alle zusammenarbeiten.“
Der erste Schritt ist eine Umfrage zum aktuellen und zukünftigen Stand in Boizenburg, um die Stadt klimafit zu machen. Hier gelangen Sie zur Umfrage.
In diesem Sinne, freuen wir uns auf Ihr Mitwirken!
Herzliche Grüße
Julia Gobs, Selina Graichen, Luise Land, Tim Reifenstahl, Isabel Reimann, Darya Yazdani, Prof. Dr. Daniel J. Lang (Leuphana Universität Lüneburg)
Rico Reichelt, Dr. Beatrice John, Luise Lukow (Stadt Boizenburg/Elbe)
Hanna Gilcher (Teilprojektkoordinatorin Bio.re-na)
Wie soll die Stadt der Zukunft aussehen? Wie werden unsere Städte lebenswert, CO2 -neutral, klimaangepasst, energie- und ressourceneffizient? Dazu haben seit 2016 rund 50 Forschungsteams praxisnahe Strategien und Produkte entwickelt. In einer virtuellen Deutschland-Tour werden Ergebnisse und Impulse der BMBF-Zukunftsstadt-Forschung für die beteiligten Städte vorgestellt. Nach dem Auftakt in Bochum, erreicht die Tour nun Boizenburg an der Elbe.
Eine Kleinstadt wird klimafit
Die Kleinstadt Boizenburg/Elbe findet seit 2019 ihre eigene Stimme im Klimawandel. Dreh- und Angelpunkt ist hierfür die Plattform Zukunftsbilder Boizenburg (kurz PLATZ-B), die vom Forschungsprojekt GoingVis initiiert wurde, und als Schnittstelle zwischen Boizenburger:innen und der Kommunalverwaltung fungiert. Mit über 20 gemeinschaftlichen Aktivitäten zeigt die Plattform, wie die Klimaanpassung in Kleinstädten erfolgreich auf den Weg gebracht wird und dabei Bürger:innen selbst aktiv sind.
Dr. Beatrice John, Projektkoordinatorin von PLATZ-B in Boizenburg, erlebt die Wirksamkeit ihrer Arbeit ganz praktisch: „Wir waren mit PLATZ-B viel draußen, mit Gummistiefeln und Schaufel in der Stadt unterwegs und haben gemeinsame sichtbare Zeichen gesetzt, die die Stadt heute schon verändern. Wenn das Telefon nun klingelt und mir gesagt wird, wie wichtig diese Arbeit ist – ist das das größte Lob.”
Ob die Umgestaltung einer Bushaltestelle zur Schatteninsel, ein Naturerlebnisraum für die Stadtgesellschaft, oder auch der klimafitte Stadtpark, der durch die Stadtparkfreunde gestaltet wird – die Plattform macht Wissen und Erfahrungen der Bürger:innen sichtbar und motiviert sie, sich in die nachhaltige Entwicklung ihrer Stadt einzubringen. Durch die Plattform werden neue Wege und Partnerschaften für die Klimaanpassung erprobt. Das sieht auch Rico Reichelt, seit Januar 2022 Bürgermeister in Boizenburg: “PLATZ-B kombiniert zwei wesentliche Punkte moderner Verwaltung: Es geht mir um das Zusammenspiel von Bürger*innenbeteiligung unter dem Gesichtspunkt von Nachhaltigkeit. Ich glaube das hier ein Weg beschritten und ein Standard installiert wurde, hinter dem es nicht mehr zurück geht.”
Stadtexpeditionen entwickeln kreative Klimaaktivitäten
Besonderes Highlight waren die GemeinsamSuchTage 2020. PLATZ-B, Verwaltungs-mitarbeiter*innen und Engagierte suchten und diskutierten in 13 Expeditionen Lieblingsplätze von heute und morgen und gemeinsam realisierbare Klimaaktivitäten. Dr. Dominik Zahrnt, Projektpartner mit (r)evolutionäre ideen, erinnert sich: „Eine Expedition fand auf Stand-Up-Paddles statt, die als bunte Punkte durch den alten Hafen glitten, kühle Orte suchten und dabei Plastikmüll einsammelten. Vorbei an der alten Werft, in der 1992 das letzte Schiff ins Wasser ging und die daraus entstandene Welle den danebenliegenden Deich überflutete. Bei der SUP Tour kamen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammen – alle Mitwirkenden spürten das.“
Boizenburg als Vorbild für kleinere Kommunen
Auf der Tour-Website www.nachhaltige-zukunftsstadt.de werden ausgewählte Produkte des Zukunftsstadt-Projektes GoingVis vorgestellt. So können sich zivilgesellschaftliche Akteure und Kleinstadtverwaltungen auf der Website „Kleinstadt Klimafit“ informieren, wie man gemeinsam die Klimaanpassung voranbringen kann. In einem Projektvideo berichten unterschiedliche Akteure von den Erfahrungen aus Boizenburg.
Mit kühlem Kopf in heiße Zeiten – Projekt GoingVis
Das Zukunftsstadt-Projekt GoingVis hat sich zum Ziel gesetzt, Kleinstädte und ihre Bewohner*innen widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel zu machen. Im Unterschied zu Großstädten verfügen diese oft nicht über ausreichende Verwaltungskapazitäten, um Anpassungsstrategien zu entwickeln. Daher spielen dort Bürger*innen und zivilgesellschafliche Organisationen eine wichtige Rolle. Das Projekt GoingVis entwickelt dafür Plattformen, die an der Schnittstelle zwischen Verwaltung und Zivilgesellschaft Klimaanpassung als gemeinschaftlichen Prozess initiieren und koordinieren. Neben dem mecklenburgischen Boizenburg ist auch die Verbandsgemeinde Liebenwerda ein Reallabor des Projekts.
Seit November 2021 ist die neue Photovoltaik auf dem Dach des Kino Boizenburg installiert und produziert leise und heimlich Strom. Gleichzeitig wurde die Beleuchtung im Kino selbst auf LED umgerüstet. Nach vier Monaten Betrieb und vor allem mit Beginn der Sonnenschein-Saison sieht man erste Effekte.
„Strom für einen Kinofilm heißt dann Projektor abspielen, Saal beleuchten, Lüftung, Heizung und die Popcorn Maschine“, sagt Christan Lempp. Wenn man also so rechnet, dann könnte an einem sonnigen Tag ca 2,6 Filme mit Solarstrom abspielen. Die Solarpaneele sind völlig schattenfrei und leisten bei voller Sonne rund 10kWp. Und lohnt sich das? Auf jeden Fall! Nach vier Monaten zeigt die Statistik, dass im Durschnitt fast ein Drittel des Eigenverbrauchs im Jahr produziert werden kann.
Für das Klimabüro ist das natürlich besonders interessant, weil von hier aus großer Zuspruch und die Empfehlung für das Vorhaben ausgesprochen wurde. Heute waren wir ziemlich neugierig. „Zum Klimaschutz gehört nämlich auch, dass die Zivilgesellschaft sowie soziale und kutlurelle Instititionen eingebunden werden“, sagt Luise Lukow. Da Photovoltaik mittlerweile die günstigste Art ist, um Strom zu erzeugen, ist eine Kostenreduzierung und eine gewisse Unabhängigkeit von steigenden und fluktuierenden Strompreisen zu erwarten. Gerade nach dem Corona-bedingten Wegfall vieler Einnahmen im letzten Jahr kann die PV-Anlage einen wichtigen Beitrag zur Absicherung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Kinos darstellen. Besonders in Boizenburgs Altstadt ist aufgrund eines hohen Bestands denkmalgeschützter Häuser der Anteil von Dachflächen-PV noch relativ gering. Daher bot es sich an, das Vorhaben als Leuchtturmprojekt für die Stadt zu sehen. Dies fördert das Kino als kulturelles Zentrum in der Stadt und Umgebung und stärkt zusätzlich die Wahrnehmung Boizenburgs als klimaaktive Kommune.
Finanziert wurde die PV Anlage über den „MV Schutzfonds für Kinoabspielstätten“.
Kühle Nächte, heiße Tage und ein kleines Lüftchen in der Stadt – Die Stadt hat durch ihre dichte Bebauungen und versiegelte Oberflächen ein eigenes Lokalklima. Eine Klimaanalyse kann dieses genauer bestimmen und mithilfe von Karten darstellen. Die Ergebnisse sind eine hervorragende Grundlage für die Planung von Bebauungen, für die Gestaltung von Grünflächen und für die Abschätzung von Risiken für Mensch und Umwelt. Seit November 2021 hat die Stadt Boizenburg eine Klimaanalyse zur Verfügung. Was genau da drin steht und wie man die Karten liest, erklären wir hier.
Klimaanalyse zum Download
Was ist eine Klimaanalyse?
Die Klimaanalyse kann den Zustand des Stadtgebiets für eine ganz bestimmte Situation abbilden und nutzt dafür ein Modell. Die Modellrechnung wird für einen Sommertag mit austauscharmen Bedingungen erstellt. Diese Tage (Hochdruck) herrschen im Sommer in Boizenburg an 5-7 Tagen pro Monat. Man erkennt sie an einem wolkenlosen Himmel und einem nur sehr schwachen Wind.
Modelle sind Werkzeuge zur Bearbeitung von umweltmeterologischen Fragen in der Stadt- und Landschaftsplanung. Die Modelle basieren, genauso wie Wettervorhersage- und Klimamodelle, auf einem Satz sehr ähnlicher Bilanz- und Erhaltungsgleichungen. Dadurch können sie räumliche oder zeitlichen Lücken zwischen Messungen schließen, weitere Größen berechnen und Wind- bzw. Temperaturfelder in ihrer raumfüllenden Struktur ermitteln.
Der Wärmeinseleffekt
Eine Stadt besitzt durch ihre Versiegelung, Anteil an Grünflächen, Gebäudestrukturen und ihre Oberflächen, Verkehr und weitere Emissionen andere Klimabedingngen, als das Umland. Je größer die Einwohnerzahl und Stadtgröße ist dieses lokale Klima unterschiedlich ausgeprägt. Im Vergleich zum Umland hat eine Stadt dadurch höhre TEmperaturen und andere Wärmebelastungen für Mensch und Tier. Diese Überwärmung nennt sich „Städtische Wärmeinsel“ und zeigt sich besonders nachts. Vor allem an Tagen mit Hochdruckwetterlage steigt die warme Luft über der Stadt auf und daraus enstehen bodennahe Tiefdruckgebiete. Es kommt zu Strömungen, z.B. von Winden aus dem Umland. Jedoch ist dort am Tage die Luft nicht kühler. Mehr Infos zu Klima in Städten findet ihr hier bei klimafakten.de
Was zeigt die Klimaanalyse für Boizenburg?
Die Modellergebnisse haben eine Auflösung von 5 m x 5 m, so konnten auch Gebäude sehr genau erfasst werden. Es wird ein Sommertag um 14 Uhr und eine Nachtsituationum um 04 Uhr dargestellt. Zu diesen beiden Zeitpunkten haben wir eine maximale Einstrahlung und Abkühlung. Die Ergebnisse beziehen sich auf den Aufenthaltsbereich der Bewohner*innen in einer Höhe zwischen 1,1 m bis 2 m über Grund.
Insgesamt können wir uns fünf unterschiedliche Einflussgrößen auf das Stadtklima anschauen. Detaillierte Beschreibungen der Ergebnisse sind im Abschussbericht zu finden).





Was nehmen wir daraus mit?
Die Ergebnisse der Analyse zeigen uns die Stadt Boizenburg an einem Sommertag und einer Sommernacht, so wie wir sie immer mehr haben werden, aufgrund des Klimawandels. Die Lage der Stadt, die Bebauung, unsere Grünflächen, usw haben alle Auswirkungen auf den Wärmeinseleffekt, der an solchen Tagen besonders in der Stadt entsteht und die Bürger*innen und Umwelt belasten kann. Aus den Karten lässt sich besonders lesen, wie die Winde aufgrund der besonderen Lage Teile der Stadt erreichen, aber auch wie die Altstadt als wärmster Punkt Schwierigkeiten hat sich abzukühlen. Mann muss sich für die Karten Zeit nehmen, auch mal tiefer ins Detail gehen und auf sich wirken lassen: Wir lüfte ich eigentlich im Haus in der Nacht – kommt die wenige kalte Luft überhaupt an? Welche Beschattungsmaßnahmen und Baumpflanzungen könnten vielleicht noch helfen, die Wärmebelastung zu verringern? Alldiese Fragen entstehen durch diese Daten. Der nächste Schritt ist, hieraus Handlungsempfehlungen für die Bebauung, Stadtentwicklung und Eigenvorsorge zu schaffen. Bei Verständnisfragen oder Ideen – meldet euch gerne bei PLATZ-B.
Kooperation
Die Klimaanalyse wurde von Geo-Net GmbH in Auftrag des Climate Service Center, Hamburg (GERICS) des Helmholtz Zentrum Hereon erstellt. Die Stadt Boizenburg hat sich als Praxispartnerin zur Verfügung gestellt und freut sich über die weitere Zusammenarbeit mit dem GERICS.
Klimaanpassung allein ist auf den ersten Blick kein einfaches Thema zum Plaudern – würde man Denken. PLATZ-B hat sich trotzdem dem Thema in Boizenburg angenommen und durch Beteiligung vieler Bürger*innen und Akteure auf die Stadt zugeschnitten. Aus Sicht von Boizenburger*innen und aus Sicht des Projekts wollen wir einen Blick auf die letzten rund drei Jahre werfen und mal hören, was eigentlich passiert ist.
Neben den sichtbaren Dingen, Aktionen und Veranstaltungen, ging es auch darum sich dem Thema Klimaanpassung überhaupt zu nähern und eine Anlaufstelle für das Thema aufzubauen. Das Ganze wurde die Zeit über von der Freien Universität Berlin begleitet. Am Ende werfen wir auch einen Blick in die Zukunft.
Als was ist PLATZ-B gestartet?
„Kleine Sachen bringen manchmal mehr als Große“ war der Aha-Moment einer Teilnehmer*in beim Auftakt im Mai 2019. Andere sprachen über „Kapazitäten und noch unerschöpfte Möglichkeiten“ in Boizenburg oder waren auch sehr ermuntend mit „dran bleiben und nicht locker lassen“. Was besonders war, war die Überraschung über die vielseitigen Interessen und unterschiedlichen Menschen, die sich in dem Thema wieder gefunden haben. Und das zeigt sich immer noch heute, wenn man sich mit den Boizenburger*innen unterhält. Dann kommen Lieblingsthemen und Lieblingsorte auf den Tisch, die man doch immer wieder verbinden kann: Die viele Natur und Grünflächen, Wasser – mal sehr viel und mal ganz wenig.
Was alles passiert ist – auf einen Blick
Am 31.12.2021 konnten wir hier bei PLATZ-B Bilanz ziehen: Insgesamt haben 20 Aktivitäten über die gesamte Zeit stattgefunden. Am unteren Rand der Website gibt es ein Archiv über die vergangenen Veranstaltungen und die unter Aktuelles auch viele Bericht hierüber. Zu den Aktivitäten zählen die Experimente, die heut eim Stadtgebiet sichtbar sind, Veranstaltungen und Workshops. Besondere Highlights sind sicherlich diejenigen, die wir heute noch besuchen und anfassen können, wie z.B. die Schatteninsel oder Freyas Streuobstwiese. Aber auch Online läuft die Landkarte mit Boizenburg’s Lieblingsplätzen weiter und wird genutzt. Wir haben uns auch durch die Stadt bewegt – auf Fahrrad, mit dem SUP oder zu Fuß während der GemeinsamSuchTage. Was aber nicht vergessen oder unterschätzt werden darf, ist der Weg dorthin, überhaupt eine Plattform aufzubauen, von der diesen Aktivitäten organisiert werden konnten.
Auswärts unterwegs war Beatrice John mit PLATZ-B zu Workshops oder Vorträgen und hat Boizenburg auch über die Bundeslandgrenzen hinaus bekannt gemacht. Die Rückmeldungen aus anderen Kleinstädten waren biser positiv. Viele andere Städte suchen auch nach Möglichkeiten das Thema in der Stadtgesellschaft unterzubringen und sind offen und dankbar bei so praktischen Ideen, wie denjeningen von PLATZ-B. Inzwischen sind die Beispiele auch so aufgearbeitet, dass andere Städte sozusagen eine Werkbank haben, von der sich aus weiter machen können.
Spannend ist auch das Netzwerk an Bürger*innen, die sich immerwieder für Treffen und Aktivitäten zusammen finden. Die Stadtparkfreunde sind einfach ein super Beispiel hierfür. Ohne PLATZ-B hätten die sich vielleicht gar nicht getroffen. Zum Netzwerk dazu gehören auch die Stiftung Region Boizenburg, die drinkuth AG die einige der Aktivitäten unterstützt haben, wie z.B. den Jugendwettbewerb. Manche Aktionen, wie die Baumspendeaktion, konnten gar nicht groß genug sein. Noch lange nach Abschluss kamen trotzdem immer wieder Nachfragen. Großer Wunsch an alle die PLATZ-B kennen – erzählt mindestens 2 Freund*innen und 2 Nachbarn von dem Projekt. Das würde schon unglaubnlich viel helfen!
Forschung und Praxis zusammen im Verbundprojekt
In den vergangenen drei Jahren wurden in Boizenburg und in der Verbandsgemeinde Liebenwerda Experimente mit sozialen Praktiken und Zukunftsbildern durchgeführt. Das Interesse in den Städten war groß. Sei es in der Stadtpolitik, die neue Formen der Beteiligung ausprobiert hat, in der Zivilgesellschaft, die ihre Themen mit den Herausforderungen des Klimawandels verbunden hat oder bei den Bürger*innen, die konkrete Anpassungsaktivitäten entwickelt haben und dadurch auch ihr Verhältnis zur Kommune neu gestaltet haben. Die Prozesse wurden jeweils von einer intensiven lokalen Berichterstattung begleitet. In Boizenburg ist dadurch die Plattform names PLATZ-B entstanden und in der Verbandsgemeinde Liebenwerda die Plattform Leuchtturm LOUISE.
Warum braucht es dazu Forschung? Kleinstädte verfügen oft nicht über die notwendigen Verwaltungskapazitäten, um wie Mittel- und Großstädte Anpassungsstrategien zu entwickeln. Insbesondere in Kleinstädten spielen Bürger*innen und Organisationen der Zivilgesellschaft daher eine Kernrolle: sie können durch die gemeinsame, kreative Entwicklung angepasster sozialer Praktiken eigenversorgend aktiv werden und dadurch strategische Maßnahmen der Verwaltung maßgeblich ergänzen. Damit dies geschieht, ist Koordination nötig. Das Tun der Bürgerinnen kann sich dann entfalten, wenn ein gemeinsames Verständnis zu Zielen und Maßnahmen entsteht und die Anpassungsziele eng mit lokalen Themen verbunden sind.
Verbundprojekt – was heißt das?
GoingVis ist ein Forschungsprojekt, das sich mit der Anpassung an den Klimawandel in Kleinstädten beschäftigt. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Es beteiligen sich mehrere Partner an diesem Projekt, nämlich das Zentrum für Umweltpolitik der Freien Universität Berlin, die Kommunikationsagentur (r)evolutionäre ideen, die Stadt Boizenburg und die Verbandsgemeinde Liebenwerda. Die sogenannte Forschung & Entwicklungsphase dieses Projekts dauerte von März 2019 bis Dezember 2021. Darauf folgt die Verstetigungsphase, die ab Januar 2022 startet.
Hybride Abschlusskonferenz an drei Orten gleichzeitig
Am 2. September 2021 von 9-15 Uhr fand nun die GoingVis Abschlusskonferenz statt. Im Vordergrund stand die Diskussion der Projektergebnisse aus den Perspektiven Forschung und Praxis. Gleichzeitig wurde ein Blick in die Zukunft der Partnergemeinden Boizenburg/Elbe und der Verbandsgemeinde Liebenwerda geworfen. Diskutiert wurden die Entwicklung zu Modellkleinstädten und der Aufbau eines Netzwerks zu Kleinstädten im Klimawandel. Teilnehmer*innen der Konferenz waren aus Boizenburg, Bad Liebenwerda und Berlin vor Ort zugeschaltet, sowie mit Videotechnik verbunden. Eine Dokumentation der Veranstaltung ist hier zu finden.
Die Stimmung unter den Teilnehmer*innen in Boizenburg war hervorragend und die Diskussionen wurden direkt für den Erfahrungsaustausch genutzt. Trotz der Corona-Situation konnten wir doch einige Personen im Raum versammeln: Frau Poltier (ehem. Fachbereichsleitung Bau, Stadt Boizenburg), Herr Hameister (engagierter Bürger für das Projekt Wasserspielplatz), Frau Hollerbach (Amtsleiterin des Biosphärenreserbats Schaalsee- Elbe), Frau Wolff (Stadtparkfreundin), Frau Peterson (Gewinnerin des Jugendwettbewerbs in 2019 mit der Schatteninsel), Frau Lukow (KLimaschutzmanagerin) und Beatrice John (Projektkoordinatorin von PLATZ-B).
Besondere Überraschung für alle war die Premiere des Videos „Stimmen einer Kleinstadt“. Es ermöglichte den zugeschalteten Teilnehmer*innen in Berlin und Liebenwerda, eine kleine Reise durch Boizenburg zu unternehmen. Auch unseren Teilnehmer*innen vor Ort hat die Rückschau sehr gefallen. Die Ergebnisse der Diskussionen zu den größten Hindernissen und Chancen sowie Erfahrungen mit PLATZ-B sind in der Dokumentation festgehalten.
Der Ausblick – wie geht es nun weiter?
Bereits im April 2021 hat sich die Stadt Boizenburg/Elbe noch einmal zusammen mit den Partnern beim Bundesministerium für Bildung und Forschung für eine Verlängerung beworben. Und das auch erfolgreich. Mitte Dezember 2021 kam die langersehnte Zusage für die Fördermittel. Die neue Phase nennt sich „Verstetigung„. In dem Wort steckt genau das drin, was meistens vergessen wird: Die vielen Innovationen und Experimente, die in Boizenburg passiert sind, sollen keine Eintagsfliegen bleiben, sondern auch langfristig bleiben können. Ganz zentral ist dabei die Idee Boizenburg zu einer Modellstadt für Klimaanpassung zu machen. Bereits jetzt sind die vielen Aktivitäten über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Andere Kleinstädte interessieren sich für unsere Projekte, informieren sich und lassen sich beraten. Hier gehört aber noch einiges an Planung dazu – was braucht es dafür neben weiteren Innovationen, Kommunikation und Finanzierungen. Mehr dazu dann an anderer Stelle.
Kleinstädte haben die Möglichkeit, sich durch kooperatives Handeln von Verwaltung und Zivilgesellschaft an den Klimawandel anzupassen. Wie dies gelingen kann, hat das Projekt GoingVis im Rahmen einer BMBF-Förderung untersucht. Die anwendungsorientierten Ergebnisse veröffentlichen wir heute mit der Webseite „Kleinstadt Klimafit„.
Was ist Kleinstadt Klimafit?
Kleinstadt Klimafit zeigt einen Prozess und viele Beispiele, wie sich Kleinstädte an den Klimawandel anpassen können. Menschen kommen schnell ins gemeinsame Handeln, setzen sichtbare Zeichen und gestalten Stadtentwicklung mit.
Als Sprungbrett für das Neue dienen Plattformen. Hier treffen sich Akteure aus Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft auf Augenhöhe, gehen spazieren und starten Kooperationen. Die Empfehlungen von Kleinstadt Klimafit wurden mit zwei Kleinstädten entwickelt, erprobt und für den Transfer in weitere Städte aufbereitet.
Das Projekt GoingVis
Kleinstadt Klimafit wurde im Rahmen des GoingVis Forschungsprojektes entwickelt und durch das BMBF gefördert. GoingVis wird durch das Forschungszentrum für Umweltpolitik (FFU), (r)evolutionäre ideen + Tolk sowie die Stadt Boizenburg/Elbe und die Verbandsgemeinde Liebenwerda umgesetzt. Eine Umsetzungs- und Verstetigungsphase ist für den Zeitraum 2022-2023 vorgesehen.
Netzwerk „Kleinstädte im Klimawandel“
Ab Frühjahr 2022 baut GoingVis das Netzwerk „Kleinstädte im Klimawandel“ auf, um Wissenschaft, beratende Akteure, Praktiker*innen und Kleinstädte zusammenzubringen. Sie können sich hier zum E-Mail-Verteiler anmelden. Über den Verteiler können Sie auch selbst Veranstaltungen und weitere Informationen rund um das Thema verbreiten.
Bei Rückfragen melden Sie sich gerne.
Eine Kunstinstallation die Boizenburgs Stadtteile miteinander verbindet und zum Nachdenken über den Begriff ‚Heimatliebe‘ anregt.
Zwischen der Altstadt und Boizenburg-Bahnhof, auf dem Verbindungsweg für Radfahrer*innen und Fußgänger*innen, wurde das Kunstwerk ‚heimatliebe‘ installiert. Die Arbeit widmet sich dem Thema Heimat und deren Zuneigungsbezeugung und regt zum Nachdenken über Bedeutungen, Werte und Bezugnahmen in der Verwendung dieses Begriffes an.
Worte aus verschiedenen Quellen und Bezügen umschreiben, was zu einem tiefergehenden Verständnis von Heimatliebe und einem menschlichen Umgang damit gehören könnte und weisen auf seine originär positive und offene Bedeutung hin. Die Worte können so als Aufforderung verstanden werden, sich selbst zu befragen, ob man möglicherweise einem begrenzten und einseitigen Verständnis von Heimatliebe anhängt und seine Haltung und Verhalten überdenken sollte.
Die beschreibenden Worte sind sowohl der deutschsprachigen Poetik, als auch gesellschaftlichen Diskursen zu lokal-kultureller Identität entlehnt, so dass sich Passant*innen im Vorbeigehen inspirieren und zum Nachdenken und Diskutieren anregen lassen können. Zwischen den Worten sind Zeichnungen von Tieren, die unsere Landschaft prägen und auf die unser gemeinsames Verhalten Einfluss nimmt, platziert.
In der freundlichen Einfachheit der Schulschrift und Zeichnungen liegen die Komplexität von Lebewesen, Gemeinschaftsgefühl, Offenheit, Demut und Achtsamkeit offen dar. So kann der Weg zwischen den beiden Stadtteilen zur anregenden, unterhaltenden, aber auch kontemplativen Strecke zwischen persönlichem Start und Ziel werden.
Die Kunstinstallation wurde durch den Künstler Ruediger John konzipiert und realisiert.





Die Kunstinstallation komplettiert das Projekt Freya’s Streuobstwiese und markiert diese als besonderen Ort.
Eine Kleinstadt die soviel Einsatz für das Thema Klimaanpassung zeigt, dabei Bürger*innen mitnimmt und nun sogar mit einem Klimabüro aufwarten kann ist, ist in Mecklenburg-Vorpommern und darüber hinaus, noch nicht die Regel. Das schöne an PLATZ-B ist, dass wir dieses Wissen ja nicht nur für uns gut gebrauchen können, sondern es natürlich auch weiter geben können. Beatrice John war vor allem im ersten Halbjahr 2021 viel (online) unterwegs und hat die Arbeit, die Stadt und die Aktivitäten bekannt gemacht. Hiermal ein kleiner ausgewählter Überblick, wo PLATZ-B vertreten war und worum es ging:
Deutsches Institut für Urbanistik, Web Seminar „Impulse für die Zukunft“ : Hier ging es um die Online-Landkarte mit unseren Lieblingsplätzen und die GemeinsamSuchTage 2020.
Beim Netzwerk „Klimaanpassung“ in Schleswig-Holstein und im Emsland ging es um PLATZ-B allgemein, aber auch unsere Schatteninsel.
Beim Symposium des HochschulCampus KLeinstadtForschung wurden die Kooperationen und die gemeinsame Arbeit von und mit Boizenburger*innen gezeigt, vor allem auch am Beispiel der Stadtparkfreunde.
Auf dem Podium in der Session „Neue Herausforderungen für die Kommunen“ mit 185 Teilnehmenden im Rahmen der Abschlusskonferenz zur Wirkungs- und Risikoanalyse 2021 vom Umweltbundesamt und dem Bundesministerium für Umwelt ging es vor allem um die Hilfestellungen, die kleine Städte benötigen, sich dem Klima anzupassen.
Mit dem Vortrag „Walking together for the climate“ haben es unsere GemeinsamSuchTage sogar auf internationale Bühne geschafft, zur Konferenz Transformations 2021: Enabling Positive Tipping Points.