Der Boizenburger Sommer 2018: Ganz schön lang und ganz schön heiß!
Nach der europäischen Hitzewelle von 2003 wird der Sommer 2018 als neuer Jahrhundertsommer gehandelt. Dieser war in weiten Teilen Deutschlands gekennzeichnet durch eine ungewöhnliche Dauer überdurchschnittlich hoher Temperaturen, ausgeprägter Trockenheit und Dürre, die unter anderem verheerende Ernteausfälle, erhöhte Waldbrandgefahr und einen Ausfall kritischer Infrastruktur zur Folge hatten.
Boizenburg erlebte einen drastischen Niederschlagsrückgang. Dieser führte zu einem historischen Niedrigwasserstand der Elbe. Der Deutsche Wetterdienst zählt in Boizenburg für den Zeitraum April bis September 2018,
- 24 heiße Tage,
- 78 Sommertage,
- ein Rekordtemperaturhoch von 36,4 Grad Ende Juli und
- eine durchschnittliche Temperaturabweichung von 3,1 Grad Celsius.
Im Jahresdurchschnitt, hat Boizenburg für 2018 insgesamt 24,2 Prozent mehr Sonnenstunden erlebt und einen Niederschlagsrückgang von 41,4 Prozent zu verzeichnen.
Viele Orte vermeldeten ebenfalls einen Rekord an Höchsttemperaturen und eine deutlich erhöhte Anzahl an heißen Sommertagen. Der Zeitraum April bis Juli 2018 stellt den wärmsten Monatszeitraum seit Beginn der Temperaturaufzeichnung dar, wie ein erster Dürre und Sommer 2018 Bericht zeigt. Der Sommer 2018 war der vorläufig wärmste Sommer – doch ist ein Klimawandel feststellbar? Auf der Grafik werden die Messungen des Deutsches Wetterdienstes und die Aufzeichnungen des Norddeutschen Klimamonitors deutlich: Die Jahre 1981-2010 waren in Mecklenburg-Vorpommern im Schnitt 0,7 Grad Celsius wärmer als die Jahre 1951-1980. Klimawandel ist damit vor Ort messbar.
Hitzebelastung in Verbindung mit Starkregen, Hochwasser und Stürmen ist eines der wichtigen Themen der Debatte um die Anpassung an den Klimawandel, u.a. auf Bundesebene. Auch Boizenburg/Elbe ist von diesen vielfältigen Klimawirkungen schon heute betroffen. Klimasimulationen deuten auf eine zukünftige Verstärkung dieser Phänomene hin. Für Mecklenburg-Vorpommern zeigen Projektionen eine Erhöhung der mittleren Temperaturen von 1,4°C bis zur Mitte des Jahrhunderts (2021-2050) und von 2,9°C bis zum Jahr 2100 (im Vergleich zu 1961-1990). Klimatolog*innen rechnen mit länger andauernden Hitzewellen und einer steigenden Anzahl von Tropennächten, also Nächten mit einer Tiefsttemperatur von über 20°C.
Untersuchungen des Deutschen Wetterdienst (DWD) des Sommer 2018 bestätigen eine Anomalie der Temperaturabweichung seit 1881. Darüber hinaus stellen das gehäufte und zeitgleiche Auftreten meteorologischer Extremereignissen wie Hitzewellen und Starkniederschlägen eine deutliche Abweichung zu den Vorjahren dar. Es ist zu erwarten, dass der Klimawandel entsprechende Hitzeereignisse und damit zusammenhängende Auswirkungen in den kommenden Jahrzehnten deutlich vervielfachen wird.
Und nun?
Klimadaten zeigen einen Wandel unserer Umwelt- und Lebensbedingungen an. Die Folgen von Klimaveränderungen sind mitunter im tagtäglichen Leben, der Arbeit oder bei Freizeitaktivitäten zu spüren. . Wie also damit umgehen? Veränderungen waren schon immer Teil des menschlichen Zusammenlebens. Grundsätzlich gibt es zwei Strategien: Klimaschutz und Klimaanpassung.
- Mit Klimaschutzmaßnahmen soll ein weiterer Anstieg von Treibhausgasen in der Atmosphäre verhindert werden, um Veränderungen gering zu halten. Dies kann durch die vermehrte Nutzung und Verbreitung innovativer Technologien oder durch Effizienzerhöhungen geschehen („Ökologische Modernisierung“), durch veränderte Lebensweisen („Suffizienz“) oder durch die Schaffung von Senken (z.B. Aufforstungen).
- Durch Klimaanpassung kann jeder auf Risiken und Chancen der Klimaauswirkungen reagieren oder vorsorgen. Hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt: Veränderte Arbeitszeiten gegen Hitze, Grüne Dächer gegen Starkregen, Rückstauklappen und Deiche gegen Hochwasser sind nur einige Beispiele vielfältiger Möglichkeiten.
Julia Teebken, Thorsten Heimann
(Freie Universität Berlin, Partner von PLATZ-B)

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