Kleiner Stadtwald, was nun?
Gerade mal eine Woche ist der „Internationale Tag des Waldes“(21.3.2021) her an dem wir an die Bedeutung des Waldes und den Schutz erinnert wurden. Übrigens, diesen Tag gibt es schon seit den 1970er Jahren. Leider sind Berichte über unsere Wälder oftmals weniger romantisch als so mancher Spaziergang, den wir zum Beispiel jetzt im Winter genießen konnten. Erst im Februar wurde der Waldzustandsbericht vorgestellt und die Quintessenz ist: Dem deutschen Wald geht es so schlecht wie seit 1984 nicht.
Eine Begehung des Stadtwalds zu dieser Zeit lässt eine*n erstmal hoffen: Hier ist wirklich viel los, lautes Gezwitscher und begrüßt wird man direkt vom Eichhörnchen. Zwei Anlieger*innen schauen über den Zaun: „Ich möchte den Blick nicht missen“, sagt die Eine.
Erst auf den zweiten Blick entdeckt man sie, die Zeichen an den Bäumen: Stammbruch, Astabwürfe, die Spitzfingrigkeit in der Krone, Spannungsrisse, ausgetrocknete Kronen, junge Bäume wie Zahnstocher. Nicht alles ist der Klimawandel, soviel steht fest. Viele Bäume erzählen schon eine lange Lebensgeschichte und auch diese ist irgendwann zu Ende. Zusammen mit der Försterin vom Forstamt Schildfeld wird streng und genau geschaut. Eigentlich war es nur ein Baum, der besonders aufgefallen war. Der Stamm ist gespalten und selbst die Pilze, die an der Rinde wachsen, sind schon ausgetrocknet. Aber ihren Augen entgeht nichts. Entlang des Waldweges werden insgesamt 12 Bäume markiert. Deren lange, überhängende Äste sind teils schon ausgetrocknet – ein Abbruch könnte jederzeit passieren.
Was ist die Verkehrssicherungspflicht?
Die Verkehrssicherungspflicht betrifft jede*n Eigentümer*in eines Grundstücks und die Verhaltensplficht zur Abwehr von Gefahren. Baumkontrollen muss jede*r vornehmen und im Stadtwald ist es die Stadt. Aber somit wird sich der Ausblick vom Waldweg aus doch verändern müssen. Insgesamt 12 Bäume werden ab Mittwoch, dem 31.3.21 Stück für Stück verschwinden. Die Zeit ist denkbar ungünstig, denn die Vogelgeräuschkulisse kommt ja nicht von ungefähr. Doch die Verkehrssicherungsplicht ist die Aufgabe der Stadt, Gefahrenquellen abzuwehren. Und durch diese Fällungen, wird der Waldweg darunter sicherer.
Kleiner Stadtwald – Was können wir tun?
Der Stadtwald ist mit seinen vielen Buchen kein einfaches Gebiet. Die drei trockenen Sommer haben den Bäumen stark zugesetzt. Auch wenn an Buchen Äste abbrechen, dann fangen sie schnell an zu faulen. Im hügeligen Gebiet, läuft das Wasser direkt auf und davon, wenn es denn mal kommt. Lichte Stellen werden schnell von der Brombeere gekapert und befinden sich dann von ihr fest im Griff. Natürlich sind wir hier in Boizenburg nicht die einzigen, die das Problem umtreibt. Aber was für Ideen gibt es schon? Hier mal ein paar, die wir spontan gefunden haben:
- Spannend ist das Tiny Forest Konzept, bei dem ein Kleinst- oder Mikrowald gepflanzt wird.
- Verjüngung und Neuanpflanzung mit heimischen Arten, die bereits an den Standort angepasst sind.
- Oder sind Douglasie oder Robinie vielleicht die richtige Wahl?
Das Problem ist die Zeitspanne – ein Baum braucht 30 Jahre bis er Schatten bringt. Ob die Entscheidungen zur Pflege oder für den Waldumbau dann die richtigen waren, lässt sich schwer heute voraussehen. Eine Lösung von der Stange gibt es sowieso nicht. Für ein gute gemeinsame Strategie braucht es auch die ganze Expertise – einerseits vom Forstamt Schildfeld und andererseits auch von der Biosphäre – und bestimmt eine ganze Reihe an Kompromissen. Die Arbeit fängt wohl erst an.
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