Klimafitte Kommune: BMBF-Zukunftsstadt*Tour in Boizenburg/Elbe
Wie soll die Stadt der Zukunft aussehen? Wie werden unsere Städte lebenswert, CO2 -neutral, klimaangepasst, energie- und ressourceneffizient? Dazu haben seit 2016 rund 50 Forschungsteams praxisnahe Strategien und Produkte entwickelt. In einer virtuellen Deutschland-Tour werden Ergebnisse und Impulse der BMBF-Zukunftsstadt-Forschung für die beteiligten Städte vorgestellt. Nach dem Auftakt in Bochum, erreicht die Tour nun Boizenburg an der Elbe.
Eine Kleinstadt wird klimafit
Die Kleinstadt Boizenburg/Elbe findet seit 2019 ihre eigene Stimme im Klimawandel. Dreh- und Angelpunkt ist hierfür die Plattform Zukunftsbilder Boizenburg (kurz PLATZ-B), die vom Forschungsprojekt GoingVis initiiert wurde, und als Schnittstelle zwischen Boizenburger:innen und der Kommunalverwaltung fungiert. Mit über 20 gemeinschaftlichen Aktivitäten zeigt die Plattform, wie die Klimaanpassung in Kleinstädten erfolgreich auf den Weg gebracht wird und dabei Bürger:innen selbst aktiv sind.
Dr. Beatrice John, Projektkoordinatorin von PLATZ-B in Boizenburg, erlebt die Wirksamkeit ihrer Arbeit ganz praktisch: „Wir waren mit PLATZ-B viel draußen, mit Gummistiefeln und Schaufel in der Stadt unterwegs und haben gemeinsame sichtbare Zeichen gesetzt, die die Stadt heute schon verändern. Wenn das Telefon nun klingelt und mir gesagt wird, wie wichtig diese Arbeit ist – ist das das größte Lob.”
Ob die Umgestaltung einer Bushaltestelle zur Schatteninsel, ein Naturerlebnisraum für die Stadtgesellschaft, oder auch der klimafitte Stadtpark, der durch die Stadtparkfreunde gestaltet wird – die Plattform macht Wissen und Erfahrungen der Bürger:innen sichtbar und motiviert sie, sich in die nachhaltige Entwicklung ihrer Stadt einzubringen. Durch die Plattform werden neue Wege und Partnerschaften für die Klimaanpassung erprobt. Das sieht auch Rico Reichelt, seit Januar 2022 Bürgermeister in Boizenburg: “PLATZ-B kombiniert zwei wesentliche Punkte moderner Verwaltung: Es geht mir um das Zusammenspiel von Bürger*innenbeteiligung unter dem Gesichtspunkt von Nachhaltigkeit. Ich glaube das hier ein Weg beschritten und ein Standard installiert wurde, hinter dem es nicht mehr zurück geht.”
Stadtexpeditionen entwickeln kreative Klimaaktivitäten
Besonderes Highlight waren die GemeinsamSuchTage 2020. PLATZ-B, Verwaltungs-mitarbeiter*innen und Engagierte suchten und diskutierten in 13 Expeditionen Lieblingsplätze von heute und morgen und gemeinsam realisierbare Klimaaktivitäten. Dr. Dominik Zahrnt, Projektpartner mit (r)evolutionäre ideen, erinnert sich: „Eine Expedition fand auf Stand-Up-Paddles statt, die als bunte Punkte durch den alten Hafen glitten, kühle Orte suchten und dabei Plastikmüll einsammelten. Vorbei an der alten Werft, in der 1992 das letzte Schiff ins Wasser ging und die daraus entstandene Welle den danebenliegenden Deich überflutete. Bei der SUP Tour kamen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammen – alle Mitwirkenden spürten das.“
Boizenburg als Vorbild für kleinere Kommunen
Auf der Tour-Website www.nachhaltige-zukunftsstadt.de werden ausgewählte Produkte des Zukunftsstadt-Projektes GoingVis vorgestellt. So können sich zivilgesellschaftliche Akteure und Kleinstadtverwaltungen auf der Website „Kleinstadt Klimafit“ informieren, wie man gemeinsam die Klimaanpassung voranbringen kann. In einem Projektvideo berichten unterschiedliche Akteure von den Erfahrungen aus Boizenburg.
Mit kühlem Kopf in heiße Zeiten – Projekt GoingVis
Das Zukunftsstadt-Projekt GoingVis hat sich zum Ziel gesetzt, Kleinstädte und ihre Bewohner*innen widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel zu machen. Im Unterschied zu Großstädten verfügen diese oft nicht über ausreichende Verwaltungskapazitäten, um Anpassungsstrategien zu entwickeln. Daher spielen dort Bürger*innen und zivilgesellschafliche Organisationen eine wichtige Rolle. Das Projekt GoingVis entwickelt dafür Plattformen, die an der Schnittstelle zwischen Verwaltung und Zivilgesellschaft Klimaanpassung als gemeinschaftlichen Prozess initiieren und koordinieren. Neben dem mecklenburgischen Boizenburg ist auch die Verbandsgemeinde Liebenwerda ein Reallabor des Projekts.
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