Die Stadt beteiligt sich ab Mai am zwölfmonatigen Label-Verfahren „StadtGrün naturnah“ des Bündnis Kommunen für biologische Vielfalt e.V. Das Bündnis zeichnet mit dem Label bereits seit mehreren Jahren Städte und Gemeinden aus, die sich für ein ökologisches Grünflächenmanagement engagieren. Dass auch Boizenburg/Elbe sich Labeln lassen soll, wurde verbindlich im Integrierten Klimaschutzkonzept der Stadt festgeschrieben. Damit verbundenes Ziel ist es, die Biologische Vielfalt zu schützen und zu fördern, die Auswirkungen des Klimawandels zu mildern und damit auch insgesamt die Lebensqualität der aller Boizenburger*innen zu erhöhen.
Zu Beginn des Verfahrens trägt die Stadt nun die Pflegepraktiken und bereits umgesetzten Maßnahmen in einer Bestandserfassung zusammen und gründet mit unterschiedlichen Akteur*innen aus der Stadtgesellschaft, welche sich in dem Prozess engagieren wollen, eine lokale Arbeitsgruppe (LAG). Aufbauend auf die Bestandserfassung wird ein Maßnahmenplan mit den geplanten Aktivitäten zur naturnahen Entwicklung des Stadtgrüns entwickelt und umgesetzt. Das können zum Beispiel Aktivitäten wie die Umstellung auf extensive Pflege der Grünflächen, die Anlage von artenreichen Wildblumenwiesen, der Verzicht auf Pestizide sowie auch Maßnahmen zum Baumerhalt und zur Erhöhung des Baumbestands sein.
Am Ende dieses Labeling-Prozesses kann die Stadt in 2025 eine Auszeichnung in Bronze, Silber oder Gold erhalten. Der Mähfreie Mai, der Anfang des Monats in Boizenburg/Elbe eingeläutet wurde, zählt auch bereits zu den Aktivitäten, die in den Prozess einfließen.
Das Bündnis Kommunen für biologische Vielfalt e.V. mit seinen derzeit 394 Mitgliedern aus Städten, Gemeinden und Landkreisen das größte deutsche Netzwerk für naturnahe Kommunen. Im Rahmen des Labeling unterstützt es die Kommunen bei der Maßnahmenplanung, Bürgerbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit für mehr Natur in der Stadt.
Mehr Infos zum Label “ StadtGrün naturnah“
Wie sich Boizenburg kurz-, mittel- und langfristig an die absehbaren Folgen des Klimawandels anpassen könnte, war am 27. Oktober 2023 auch das Thema der „2. Klimafit-Expedition“. Hierzu hatten die KLIMAWERKSTATT und PLATZ-B unter dem Motto „Entsiegeln – Begrünen – Verschatten“ diesmal in die Bahnhofsvorstadt eingeladen.
Nachdem die „1. Klimafit-Expedition“ im September durch die Altstadt geführt hatte, ging es dieses Mal bei leichtem Regen vom Hotel Boizenburger Hof entlang der Bahnhofstraße zum Bahnhofsvorplatz, über den großen Norma-Parkplatz und an der Rudolf-Tarnow- und Fritz-Reuter-Straße zurück zur Weidestraße. Teilnehmende waren mehrere Boizenburger*innen, die beiden Stadtvertreter*innen Christine Dyrba und Udo Behnke, die Klimaanpassungskoordinatorin Julia Gerdsen sowie der Bauhofleiter Steve Kaehler. Im Fokus standen vor allem solche Orte im Eigentum der Stadt Boizenburg/Elbe, die stark versiegelt sind und dadurch eine natürliche Versickerung von Regenwasser verhindern, und ebenso bereits mit Straßenbäumen ausgestattete Orte, wie z. B. die vor etwa neun Jahren sanierte Bahnhofstraße.
Wie bei der ersten Expedition legten die Teilnehmenden ihr Augenmerk vor allem auf die Baumgesundheit, die Lichtraumprofile und Verkehrssicherheit genauso wie auf die Frage nach der Aufenthaltsqualität im Sommer. Wie könnte die Situation der in ihrer Vitalität z.T. sehr geschwächten Bäume verbessert werden? Wie könnte für mehr Verschattung im Sommer gesorgt werden? Und wie könnte zukünftig grundsätzlich das Mikroklima in der Bahnhofstraße und am Bahnhof verbessert werden und damit auch das Wohlbefinden der Passant*innen und Anwohner*innen? Wäre es möglich, weitere Bäume klimaangepasster Arten zu pflanzen?
Aber auch die Auswirkungen von Starkregenereignissen im Bereich des Bahnhofs und darüber hinaus wurden thematisiert. So zeigt die Starkniederschlagsanalyse von 2022 denn auch deutliche Auswirkungen im Bahnhofsbereich auf.
Im weiteren Verlauf stimmten alle Teilnehmenden in der Rudolf-Tarnow-Straße überein, wie wertvoll und positiv insbesondere alte, große Straßenbäume für das städtische Mikroklima sein können. „Die alten Linden hier an der Rudolf-Tarnow-Straße sind nicht nur schön anzusehen, sondern sorgen insbesondere in Hitzesommern für ausreichend Verschattung und Verdunstungskühle. Zudem binden sie Luftschadstoffe und bieten Lebensraum für viele Tierarten. Die Anwohner können diese Vorteile schätzen, obwohl im Herbst durch den Laubfall mehr Arbeit anfällt, so Elke Führer von der KLIMAWERKSTATT. „Insofern haben wir uns auch über die Beteiligung von Einwohnern gefreut, denn diese können mit ihren alltagspraktischen Sichtweisen auf die derzeitige Situation sowie auf Vor- und Nachteile von möglichen Maßnahmen gute Anregungen geben.“
Weitere Klimafit-Expeditionen, z.B. auf der „Siedlung“, sind für 2024 angedacht. Am 20. Februar 2024 soll es zudem eine Auswertung der ersten beiden Begehungen geben. Gemeinsam mit dem Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung, Bau und Wohnen Leif Hinrichs wollen PLATZ-B und die KLIMAWERKSTATT Möglichkeiten von planerischen Instrumenten und Präventionsmaßnahmen im Hinblick auf das Handlungsfeld „Anpassung an den Klimawandel“ ausloten. Als eines von fünf Handlungsfeldern wurde es im Integrierten Klimaschutzkonzept der Stadt Boizenburg vor gut einem Jahr beschlossen.
Vom Marktplatz zur Kleinen Wallstraße über die Baustraße zum Hafen und zurück zur Sankt Marienkirche – so verlief unsere erste Klimafit-Expedition durch die Boizenburger Altstadt.
Thema der „Expedition“: Wie kann sich Boizenburg kurz-, mittel- und langfristig an die absehbaren Folgen des Klimawandels anpassen? Was könnte getan werden, wenn Hitzewellen weiter zunehmen und Starkregenereignisse auch hier zu einem Problem werden?
Neben einigen Akteuren der Klimawerkstatt, dem Klimabüro sowie dem Bauhof Boizenburg kamen der Einladung einige Stadtvertreter und Einwohnende nach. Auch Bürgermeister Rico Reichelt nahm an dem Rundgang teil und begrüßte alle Teilnehmenden. Dabei betonte er ausdrücklich, wie wichtig es ist, Maßnahmen der Klimaanpassung gemeinsam voranzubringen.
Unterwegs gab es an verschiedenen Haltepunkten zahlreiche Informationen und Ideen für ein zu verbesserndes Stadtklima, aber auch einige Fragen. Meist drehte es sich dabei um das Thema Verschattung durch Bäume auf den Plätzen und an den Straßen: Wo könnten neue Bäume gepflanzt werden? (Wie) können diese finanziert und ausreichend gewässert werden? Ist es nicht schon schwierig genug, die vorhandenen und häufig schon durch Trockenschäden gekennzeichneten Bäume zu erhalten? Könnte es helfen, die Baumscheiben, also den ungepflasterten Bereich um den Stammfuß zu erweitern, damit die Niederschläge besser eindringen können?
Einig waren sich alle von vornherein darin, alle Fragen und Ideen unvoreingenommen aufzunehmen und später auszuwerten – die Abschlussrunde im Gemeindezentrum konnte dazu nur der Auftakt sein. Apropos: Die Klimafit-Expedition war nach den Wünschen der Teilnehmenden ebenfalls nur ein Auftakt – weitere Begehungen, gerne auch in den einzelnen Stadt- und Ortsteilen, sollen in den nächsten Wochen folgen.
Zusammenfassung der „Klimafit-Expedition Nr. 1“