PLATZ-B von 2019 bis 2021 – so schnell vergehen drei Jahre
Klimaanpassung allein ist auf den ersten Blick kein einfaches Thema zum Plaudern – würde man Denken. PLATZ-B hat sich trotzdem dem Thema in Boizenburg angenommen und durch Beteiligung vieler Bürger*innen und Akteure auf die Stadt zugeschnitten. Aus Sicht von Boizenburger*innen und aus Sicht des Projekts wollen wir einen Blick auf die letzten rund drei Jahre werfen und mal hören, was eigentlich passiert ist.
Neben den sichtbaren Dingen, Aktionen und Veranstaltungen, ging es auch darum sich dem Thema Klimaanpassung überhaupt zu nähern und eine Anlaufstelle für das Thema aufzubauen. Das Ganze wurde die Zeit über von der Freien Universität Berlin begleitet. Am Ende werfen wir auch einen Blick in die Zukunft.
Als was ist PLATZ-B gestartet?
„Kleine Sachen bringen manchmal mehr als Große“ war der Aha-Moment einer Teilnehmer*in beim Auftakt im Mai 2019. Andere sprachen über „Kapazitäten und noch unerschöpfte Möglichkeiten“ in Boizenburg oder waren auch sehr ermuntend mit „dran bleiben und nicht locker lassen“. Was besonders war, war die Überraschung über die vielseitigen Interessen und unterschiedlichen Menschen, die sich in dem Thema wieder gefunden haben. Und das zeigt sich immer noch heute, wenn man sich mit den Boizenburger*innen unterhält. Dann kommen Lieblingsthemen und Lieblingsorte auf den Tisch, die man doch immer wieder verbinden kann: Die viele Natur und Grünflächen, Wasser – mal sehr viel und mal ganz wenig.
Was alles passiert ist – auf einen Blick
Am 31.12.2021 konnten wir hier bei PLATZ-B Bilanz ziehen: Insgesamt haben 20 Aktivitäten über die gesamte Zeit stattgefunden. Am unteren Rand der Website gibt es ein Archiv über die vergangenen Veranstaltungen und die unter Aktuelles auch viele Bericht hierüber. Zu den Aktivitäten zählen die Experimente, die heut eim Stadtgebiet sichtbar sind, Veranstaltungen und Workshops. Besondere Highlights sind sicherlich diejenigen, die wir heute noch besuchen und anfassen können, wie z.B. die Schatteninsel oder Freyas Streuobstwiese. Aber auch Online läuft die Landkarte mit Boizenburg’s Lieblingsplätzen weiter und wird genutzt. Wir haben uns auch durch die Stadt bewegt – auf Fahrrad, mit dem SUP oder zu Fuß während der GemeinsamSuchTage. Was aber nicht vergessen oder unterschätzt werden darf, ist der Weg dorthin, überhaupt eine Plattform aufzubauen, von der diesen Aktivitäten organisiert werden konnten.
Auswärts unterwegs war Beatrice John mit PLATZ-B zu Workshops oder Vorträgen und hat Boizenburg auch über die Bundeslandgrenzen hinaus bekannt gemacht. Die Rückmeldungen aus anderen Kleinstädten waren biser positiv. Viele andere Städte suchen auch nach Möglichkeiten das Thema in der Stadtgesellschaft unterzubringen und sind offen und dankbar bei so praktischen Ideen, wie denjeningen von PLATZ-B. Inzwischen sind die Beispiele auch so aufgearbeitet, dass andere Städte sozusagen eine Werkbank haben, von der sich aus weiter machen können.
Spannend ist auch das Netzwerk an Bürger*innen, die sich immerwieder für Treffen und Aktivitäten zusammen finden. Die Stadtparkfreunde sind einfach ein super Beispiel hierfür. Ohne PLATZ-B hätten die sich vielleicht gar nicht getroffen. Zum Netzwerk dazu gehören auch die Stiftung Region Boizenburg, die drinkuth AG die einige der Aktivitäten unterstützt haben, wie z.B. den Jugendwettbewerb. Manche Aktionen, wie die Baumspendeaktion, konnten gar nicht groß genug sein. Noch lange nach Abschluss kamen trotzdem immer wieder Nachfragen. Großer Wunsch an alle die PLATZ-B kennen – erzählt mindestens 2 Freund*innen und 2 Nachbarn von dem Projekt. Das würde schon unglaubnlich viel helfen!
Forschung und Praxis zusammen im Verbundprojekt
In den vergangenen drei Jahren wurden in Boizenburg und in der Verbandsgemeinde Liebenwerda Experimente mit sozialen Praktiken und Zukunftsbildern durchgeführt. Das Interesse in den Städten war groß. Sei es in der Stadtpolitik, die neue Formen der Beteiligung ausprobiert hat, in der Zivilgesellschaft, die ihre Themen mit den Herausforderungen des Klimawandels verbunden hat oder bei den Bürger*innen, die konkrete Anpassungsaktivitäten entwickelt haben und dadurch auch ihr Verhältnis zur Kommune neu gestaltet haben. Die Prozesse wurden jeweils von einer intensiven lokalen Berichterstattung begleitet. In Boizenburg ist dadurch die Plattform names PLATZ-B entstanden und in der Verbandsgemeinde Liebenwerda die Plattform Leuchtturm LOUISE.
Warum braucht es dazu Forschung? Kleinstädte verfügen oft nicht über die notwendigen Verwaltungskapazitäten, um wie Mittel- und Großstädte Anpassungsstrategien zu entwickeln. Insbesondere in Kleinstädten spielen Bürger*innen und Organisationen der Zivilgesellschaft daher eine Kernrolle: sie können durch die gemeinsame, kreative Entwicklung angepasster sozialer Praktiken eigenversorgend aktiv werden und dadurch strategische Maßnahmen der Verwaltung maßgeblich ergänzen. Damit dies geschieht, ist Koordination nötig. Das Tun der Bürgerinnen kann sich dann entfalten, wenn ein gemeinsames Verständnis zu Zielen und Maßnahmen entsteht und die Anpassungsziele eng mit lokalen Themen verbunden sind.
Verbundprojekt – was heißt das?
GoingVis ist ein Forschungsprojekt, das sich mit der Anpassung an den Klimawandel in Kleinstädten beschäftigt. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Es beteiligen sich mehrere Partner an diesem Projekt, nämlich das Zentrum für Umweltpolitik der Freien Universität Berlin, die Kommunikationsagentur (r)evolutionäre ideen, die Stadt Boizenburg und die Verbandsgemeinde Liebenwerda. Die sogenannte Forschung & Entwicklungsphase dieses Projekts dauerte von März 2019 bis Dezember 2021. Darauf folgt die Verstetigungsphase, die ab Januar 2022 startet.
Hybride Abschlusskonferenz an drei Orten gleichzeitig
Am 2. September 2021 von 9-15 Uhr fand nun die GoingVis Abschlusskonferenz statt. Im Vordergrund stand die Diskussion der Projektergebnisse aus den Perspektiven Forschung und Praxis. Gleichzeitig wurde ein Blick in die Zukunft der Partnergemeinden Boizenburg/Elbe und der Verbandsgemeinde Liebenwerda geworfen. Diskutiert wurden die Entwicklung zu Modellkleinstädten und der Aufbau eines Netzwerks zu Kleinstädten im Klimawandel. Teilnehmer*innen der Konferenz waren aus Boizenburg, Bad Liebenwerda und Berlin vor Ort zugeschaltet, sowie mit Videotechnik verbunden. Eine Dokumentation der Veranstaltung ist hier zu finden.
Die Stimmung unter den Teilnehmer*innen in Boizenburg war hervorragend und die Diskussionen wurden direkt für den Erfahrungsaustausch genutzt. Trotz der Corona-Situation konnten wir doch einige Personen im Raum versammeln: Frau Poltier (ehem. Fachbereichsleitung Bau, Stadt Boizenburg), Herr Hameister (engagierter Bürger für das Projekt Wasserspielplatz), Frau Hollerbach (Amtsleiterin des Biosphärenreserbats Schaalsee- Elbe), Frau Wolff (Stadtparkfreundin), Frau Peterson (Gewinnerin des Jugendwettbewerbs in 2019 mit der Schatteninsel), Frau Lukow (KLimaschutzmanagerin) und Beatrice John (Projektkoordinatorin von PLATZ-B).
Besondere Überraschung für alle war die Premiere des Videos „Stimmen einer Kleinstadt“. Es ermöglichte den zugeschalteten Teilnehmer*innen in Berlin und Liebenwerda, eine kleine Reise durch Boizenburg zu unternehmen. Auch unseren Teilnehmer*innen vor Ort hat die Rückschau sehr gefallen. Die Ergebnisse der Diskussionen zu den größten Hindernissen und Chancen sowie Erfahrungen mit PLATZ-B sind in der Dokumentation festgehalten.
Der Ausblick – wie geht es nun weiter?
Bereits im April 2021 hat sich die Stadt Boizenburg/Elbe noch einmal zusammen mit den Partnern beim Bundesministerium für Bildung und Forschung für eine Verlängerung beworben. Und das auch erfolgreich. Mitte Dezember 2021 kam die langersehnte Zusage für die Fördermittel. Die neue Phase nennt sich „Verstetigung„. In dem Wort steckt genau das drin, was meistens vergessen wird: Die vielen Innovationen und Experimente, die in Boizenburg passiert sind, sollen keine Eintagsfliegen bleiben, sondern auch langfristig bleiben können. Ganz zentral ist dabei die Idee Boizenburg zu einer Modellstadt für Klimaanpassung zu machen. Bereits jetzt sind die vielen Aktivitäten über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Andere Kleinstädte interessieren sich für unsere Projekte, informieren sich und lassen sich beraten. Hier gehört aber noch einiges an Planung dazu – was braucht es dafür neben weiteren Innovationen, Kommunikation und Finanzierungen. Mehr dazu dann an anderer Stelle.
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